Mathias Herrmann


"Grünbrücken und Dachse, eine Effizenzuntersuchung von Querungsbauwerken über Straßen"
Untersuchung im Auftrag der SVW, BMV 1997

Zusammenfassung

An der B31neu zwischen Stockach und Überlingen wurde die Bedeutung von Grünbrücken für Dachse (Meles meles L., 1758) im Zeitraum von 1991 bis 1996 untersucht. Es erfolgte eine Voruntersuchung vor Fertigstellung der Straße (1991 - 1994). Daran schloß sich eine Kontrolluntersuchung nach der Verkehrsfreigabe (1995 - 1996) an. Im Zentrum des Interesses standen:
- Populationsdichte und -verteilung der Dachse im Untersuchungsgebiet
- die Raumnutzung ausgewählter Dachsclans
- die Effektivität der Grünbrücken, weiterer Bauwerke und der Zäunung in Bezug auf Vernetzung der Habitate und Verringerung der Verkehrsmortalität.

Zur Erfassung der Populationsdichte wurden Baukontrollen in 2000 bis 6000 ha großen Probeflächen ein- bis zweimal jährlich durchgeführt. Bei den einzelnen Kontrollen waren zwischen 0,79 und 1,23 Baukomplexe pro km² von Dachsen benutzt. Auf dieser Basis wurde eine Populationsdichte zwischen 1,9 und 2,9 Tieren/km² errechnet. Dies ist im mitteleuropäischen Vergleich ein hoher Wert, der belegt, daß gute Habitate im bisher nicht durch große Straßen zerschnittenen Untersuchungsraum zur Verfügung standen. Von 1991 bis 1996 wurde ein jährlicher Anstieg der Populationsdichte von etwa 5% ermittelt.

An 161 Tagen wurde an sechs Dachsbauen Köder ausgebracht, die mit verschiedenfarbigem LupolenŠ-Granulat vermengt waren. Bei 98 von 1056 Kontrollen konnte Granulat in den Dachslatrinen wiedergefunden werden. In Verbindung mit einer Spurkartierung erlaubten die Wiederfunde eine Beschreibung der Streifgebiete (60 - 110 ha) der sechs Dachsclans. Nach der Verkehrsfreigabe wurde bei zwei Clans keine Veränderung des genutzten Streifgebiets festgestellt. Zwei Clans verringerten die Größe ihres Streifgebietes und verlagerten es. Ein Clan, bei dem der Feldteil des Streifgebietes durch die B31neu vom Waldteil abgetrennt wurde, starb aus. Ein Teil des Gebiets wurde von einem Nachbarclan übernommen. Die hohe Verkehrsmortalität (z.B. 5 Tiere aus einem Clan) und die Barrierewirkung der Straße waren die erheblichsten Auswirkungen der neuen Straße. Die Querungsrate auf der Gesamttrasse verringerte sich von 4,6 Dachsen vor Fertigstellung auf 1,7 Dachse pro km und Nacht nach Verkehrsfreigabe.

27 "dachstaugliche" Bauwerke liegen an der B31neu. Am häufigsten wurden die fünf Grünbrücken zur Querung der Trasse genutzt (2 Dachse/Nacht). Aufständerungen, Straßenunterführungen und -überführungen wurden zwar auch regelmäßig genutzt (0,5 - 2 Dachse/Nacht), sie erwiesen sich jedoch teilweise als Todesfallen, weil geringer befahrene Straßen hier unter der B31neu hindurchführten. Kleintierdurchlässe wurden von 0,4 Dachsen pro Nacht durchquert und werden als zusätzliche Maßnahmen zu den Grünbrücken empfohlen. Die richtige Positionierung der Bauwerke ist unabdingbare Voraussetzung für die Effizienz von Grünbrücken und anderen Bauwerken. Sie muß sich an Geleitstrukturen (Hecken, Gräben etc.) und an bestehenden Dachspässen orientieren und sollte auf jeden Fall von Fachpersonal geplant werden. Zäune werden von Dachsen untergraben, wenn sie nicht eingegraben sind. Dies bedingte die hohe Zahl (14) der Verkehrsopfer im Untersuchungsraum. Ein Elektrozaun als temporäre Abschreckungsmaßnahme wurde im ersten Jahr nach der Verkehrsfreigabe erfolgreich getestet.

Die Durchlässigkeit der B31neu für Dachse wird diskutiert. Es werden Maßnahmen zur Optimierung von sicheren Querungsmöglichkeiten für Dachse vorgeschlagen.

Bei Interesse können Sie bei uns eine CD mit der vollständigen Textfassung der Effizienzuntersuchung Grünbrücken und Dachs bestellen.


Vielen Dank für Ihr Interesse

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