Grünbrücken können Zerschneidung mindern, aber nicht beseitigen

Grünbrücke WittlichSeit 1992 forschen wir über die Wirksamkeit von Grünbrücken und anderen Passagen zur Minderung der Auswirkung von Zerschneidungen. Unsere Forschungen begannen mit einer Studie zur Auswirkung der B31neu am Bodensee auf eine Dachspopulation und Vorkommen von Bilchen und weiteren Säugetierarten. An dieser neu gebauten Bundesstraße von 10 km Länge wurden insgesamt 5 Grünbrücken gebaut, die hinsichtlich Ihrer Eignung als Passagen untersucht wurden. Die Situation vor Bau der Straße konnte ebenso dokumentiert werden, wie die Situation direkt nach Verkehrseröffnung.
Besonders spannend war es für uns, dass wir zehn Jahre nach Verkehrseröffnung die Untersuchungen noch einmal wiederholen konnten. Die Ergebnisse zeigen: Die Veränderungen für die betroffenen Arten sind nachhaltig. Die Zahl der Tiere, die auf Grünbrücken beobachtet werden, steigt an, während die Zahl an wenig geeigneten Bauwerken geringer war. Die Ergebnisse dieser Untersuchung, die wir zusammen mit anderen Forschungsintitutionen durchgeführt haben, sind in GEORGII et al. (2006): Nutzung von Grünbrücken und anderen Querungsbauwerken durch Säugetiere; Forschung Strassenverkehr und Strassenverkehrstechnik, BMVBS Heft 971, pp.88 publiziert. Eine englische Kurzzusammenfassung gibt das paper: Use of wildlife passages by invertebrates and vertebrate species

Ein zweites langfristig ausgelegtes Monitoringprojekt zu Grünbrücken untersucht die Wirksamkeit der Tierquerungshilfen im Rahmen des Neubaus der B50 bei Wittlich. In diesem Forschungs- und Entwicklungsvorhaben beschäftigen wir uns mit der Eignung von Grünbrücken verschiedener Größe für Wildkatzen, Fledermäuse, Rothirsche. Alles Arten die im Bodenseeraum nicht untersucht werden konnten. Auch die erste bundesdeutsche Grünbrücke, die über eine bestehende Autobahn gebaut wurde, wird von uns hier überwacht. Ein Poster über die Grünbrücke und Gestaltung des Umfeldes haben wir zusammen mit Kathrin Gross für den LBM Trier erarbeitet und damit auf Anhieb den den 2. Preis (BSVI-Medaille) in einem bundesweiten Wettbewerb gewonnen, der nur alle 4 Jahre ausgetragen wird.

Im Jahr 2011 wurde auch die auf dieser Grünbrücke ansässige Mauereidechsenpopulation von uns genauer untersucht. Es stellte sich heraus, dass die Grünbrücke ein ausgezeichnetes Sekundärhabitat für die lokale Mauereidechsenpopulation ist.

Seit Ende 2018 überwachen wir mithilfe modernster Wildkameras alle größeren Querungsbauwerke in Rheinland-Pfalz. 2021 kamen einzelne Bauwerke in Niedersachsen und Brandenburg hinzu. Diese umfangreiche Erfolgskontrolle liefert aufschlussreiche Daten über die Nutzungsintensität unterschiedlichster Wildtiere an den Bauwerken. Die gewonnenen Erkenntnisse erlauben, die bestmögliche Gestaltung und Lage solcher Bauwerke und ihrer unmittelbaren Umgebung herauszuarbeiten, damit Maßnahmen gegen die Landschaftszerschneidung optimiert werden können.

Auf der Basis unserer Forschungen zu Wildtierkorridoren, Barrierewirkung und Wirksamkeit von Grünbrücken beraten wir u. a. den Landesbetreib Mobilität Rheinland-Pfalz, den Landesbetrieb Straßen Brandenburg, die Niedersächsische Landesbehörde für Straßen und Verkehr und das Bundesamt für Naturschutz an welchen Stellen Maßnahmen der Wiedervernetzung vordringlich umzusetzen sind. So konnten wir u. a. ermitteln wo im Straßennetz von Rheinland-Pfalz ein vordringlicher Bedarf der Wiedervernetzung besteht. Auf der Basis unserer fachlichen Zuarbeit wurden bisher 25 Grünbrücken und zahlreiche kleinere Querungshilfen gebaut.

Eine Zusammenfassung unserer langjährigen Monitoringarbeit wurde 2019 vom LBM Rheinland-Pfalz publiziert: Grünbrücken Rheinland-Pfalz: 10 Jahre Monitoring - Eine Erfolgsgeschichte für die Wiedervernetzung von Wildtierkorridoren bei Straßenbauvorhaben in Rheinland-Pfalz.

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