JUTTA KAUTZ
"Straßenbauliche Details und Landschaftsstrukturen mit besonderem Risiko für die Wildkatze (Felis silvestris) in Rheinland-Pfalz"
Zusammenfassung der Diplomarbeit


Zur Untersuchung der Fragestellung "Straßenbauliche Details und Landschaftsstrukturen mit besonderem Risiko für die Wildkatze (Felis silvestris) in Rheinland-Pfalz" wurde die seltene und für das Untersuchungsgebiet Rheinland-Pfalz regionsspezifische Indikatorart Wildkatze (Felis silvestris silvestris, SCHREBER 1777) gewählt.
Der Gesamtbestand der Wildkatze wird derzeit in Deutschland auf 1.500 bis 5.000 Tiere geschätzt, davon leben 1.000 bis 3.000 im südwestdeutschen Verbreitungsareal (KNAPP et al. 2000). Die "Eifelkatzen" bilden mit den Vorkommen in Nordost-Frankreich, Belgien und Luxemburg und dem südlich angrenzenden Vorkommen die größte Wildkatzenpopulation Mitteleuropas (TRINZEN et al., o. J.).

In der heutigen Kulturlandschaft durchschneiden Straßen die Lebensräume zahlreicher heimischer Tierarten und können so zur Isolierung von Populationen führen, ein genetischer Austausch kann je nach betrachteter Tierart nur noch eingeschränkt stattfinden, so auch bei der Wildkatze.

Über einen Zeitraum von 24 Jahren wurden von der OEKO-LOG Freilandforschung mittels Befragungen von Förstern u.a. die Unfälle der Wildkatze im Straßenverkehr in Protokollbögen (Artenschutzprojekt Wildkatze in Rheinland-Pfalz und im Saarland) erfasst. Im Jahr 2005 wurden diese dann im Rahmen der vorliegenden Arbeit ausgewertet. Insgesamt 159 Fälle flossen in die Untersuchung ein. Rund 80 % der Todesfälle der Wildkatze in Rheinland-Pfalz sind heute dem Straßenverkehr zuzuschreiben.
Insbesondere in der Nähe von Kurven fiel die Wildkatze vermehrt dem Straßenverkehr zum Opfer, die Tiere können herannahende Autos nicht sehen und dem Geräusch nach nicht korrekt einschätzen.
Aufgrund dieser Lage sind die Straßen oftmals unübersichtlich, die am Straßenrand stehenden Büsche und/oder Bäume, welche den Straßenraum beschatten, erschweren dem Autofahrer zusätzlich die Sicht.
Neben Bundes- und Landesstraßen bildeten auch Bundesautobahnen einen Unfallschwerpunkt, die Dunkelziffer dürfte auf diesen Straßen deutlich höher liegen als die Anzahl der im Rahmen der Untersuchung erfassten Tiere. Viele Tiere sind nicht mehr eindeutig identifizierbar oder werden erst gar nicht gemeldet. Wildkatzen überklettern erwiesenermaßen vorhandene Knotengitterzäunungen und versuchen den Straßenkörper zu queren.
Der umgebende Biotoptyp rund um die erfassten Unfallstellen war geprägt von Wald oder von Biotopkombinationen mit Wald; dabei spielte nicht der Waldtyp sondern die Waldgröße die wichtigste Rolle, grundsätzlich gilt: je größer das Waldgebiet, desto besser ist es für die Wildkatze. Die Waldgebiete sollten möglichst unzerschnitten vorliegen.
Im Jahresverlauf fanden sich die meisten Totfunde der Wildkatze in den Monaten Februar/März, Juni und Oktober/November, diese Zeitpunkte fallen mit denen zahlreicher anderer Tierarten zusammen, sie sollten in Zukunft besondere Berücksichtigung finden, in dieser Zeit sollte der Autofahrer für die erhöhte Unfallgefahr mit Wildtieren sensibilisiert werden.

Im Tagesverlauf waren die Dämmerungsphasen und die Nacht die wichtigsten Zeitpunkte für Unfälle, abhängig vom Aktivitätsrhythmus der Wildkatze (SCHRÖDER, 2004), den Hauptstoßzeiten im Berufsverkehr (in den Dämmerungsphasen) und den schlechteren Sichtverhältnissen (nachts).
Um der Wildkatze zukünftig einen genetischen Austausch zwischen den Teilpopulationen zu ermöglichen, sind landschaftsplanerische und straßenbauliche Maßnahmen zu ergreifen. So sollten die noch verbliebenen naturnahen, weitgehend unzerschnittenen Lebensräume erhalten und gegebenenfalls miteinander verknüpft werden. Es ist von größter Bedeutung, über entsprechende Biotopstrukturen Trittsteine in der Landschaft und Querungshilfen im Straßenraum zu schaffen, die es den Tieren ermöglichen, den Straßenkörper ungefährdet zu queren.

Wildzäune halten Tiere von gefährlichen Straßenpassagen ab. Eine komplett geschlossene Zäunung kommt nur dann in Frage, wenn Unter- oder Überführungen geschaffen werden, die dem Wild eine Querung ermöglichen (denkbar auf Bundesautobahnen).
In der Spur der Wildkatze könnten zukünftig auch weitere Wildtierarten in der heutigen Kulturlandschaft wieder zueinander finden.

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