MEIKE HÖTZEL
"Drei Jahre intensiver Beobachtung einer weiblichen Wildkatze (Felis silvestris silvestris) in der Eifel - Habitatpräferenzen, Nahrungsangebot und Raumnutzung"
Zusammenfassung der Diplomarbeit


Im Rahmen einer Untersuchung zur Wirksamkeit eines Wildkatzenschutzzauns an der Autobahn A60 (Eifel) wurde eine Wildkatze 3 Jahre (2002 - 2004) telemetriert. Insgesamt liegen 2900 Datensätze von der "Gerti" genannten Katze vor. In der vorliegenden Arbeit soll ein Gesamtbild der für dieses Individuum bedeutsamen ökologischen Faktoren in einer Detailschärfe gegeben werden, wie dies bei der Untersuchung mehrerer Tiere nicht möglich ist. Dazu wurde die Habitatwahl und die räumliche Nutzung des Streifgebietes durch die Katze sowie der Einfluss von Nahrungsangebot, sozialen Faktoren und die Auswirkungen des Autobahnbaus auf das Verhalten untersucht.

Zur Bestimmung des Nahrungsangebotes wurde die Kleinsäugerdichte auf verschiedenen Flächen ermittelt. Aufgrund zu geringer Stichprobengrößen konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Kleinsäugerdichte und der Habitatwahl der Katze nachgewiesen werden. Die Ergebnisse weisen aber darauf hin, dass ein solcher Zusammenhang bestehen könnte. Insbesondere bei den Populationsdichten der Arten der Gattung Microtus und der Rötelmäuse (Clethrionomys glareolus) zeigte sich ein Anstieg der Nutzung von Flächen durch die Katze mit zunehmender Kleinsäugerdichte. Die Arten der Gattung Apodemus schienen zumindest im Waldbereich keinen so großen Einfluss auf die Habitatwahl der Katze zu haben.

Bezüglich der Habitatwahl wurde der Strukturreichtum im Wald im Hinblick auf den Anteil von Totholz und Reisig sowie das Vorhandensein verschiedener Vegetationsschichten (Baum-, Strauch- und Krautschicht) untersucht. Sowohl für Flächen mit höherem Totholz- und Reisiganteil als auch für Bereiche, in denen alle drei Vegetationsschichten vorhanden waren, zeigte Gerti eine Präferenz. Eine Bevorzugung strukturreicher Wälder konnte damit eindeutig nachgewiesen werden. Bezüglich der Biotoptypen ergab sich eine Präferenz für Nadelwälder, die auf die starke Nutzung des Südhangs eines Bachtals zurückzuführen ist, der einen hohen Strukturreichtum und eine höhere Populationsdichte an Rötelmäusen als andere Nadelwaldbereiche aufwies. Laub- und Mischwälder wurden weder bevorzugt noch gemieden. Für die Kategorie Feldgehölze und Gebüsche zeigte sie eine starke Präferenz, die aus der häufigen Nutzung eines sehr strukturreichen Felsgebüsches resultierte. Dieses lag relativ geschützt im Wald in Südhanglage und wurde des Öfteren auch als Tagesquartier genutzt. Vorwaldflächen dagegen wurden von der Katze gemieden. Von den Biotoptypen im Offenland bevorzugte sie ein mit einer Wildackermischung (Getreide-Klee) eingesätes Feld, das nicht abgeerntet wurde. Auf diesem befand sich von allen Probeflächen die höchste Kleinsäugerdichte. Für Wildäcker, die ebenfalls ein hohes Nahrungsangebot aufwiesen, zeigte sie eine tendenzielle Präferenz.

Innerhalb des gesamten Untersuchungszeitraums nutzte Gerti nicht gleichmäßig das gesamte Streifgebiet. Um die Verschiebung des Aktionsraumes zu verschiedenen Zeiten zu betrachten, wurde jeweils durch die Adaptive Kernel Methode die Lage der Streifgebiete (95 % Kernel home range) und der Kernzonen (50 % Kernel home range) als Karte dargestellt. Sie verlagerte ihren Aktionsraum und die Aktivitätszentren in einzelnen Zeitabschnitten. Als Ursachen kommen Fortpflanzung, soziale Faktoren, saisonale Unterschiede in der Habitatwahl und der Autobahnbau in Betracht.

In der unmittelbaren Nachbarschaft von Gerti wurden noch weitere Wildkatzen telemetriert. Dabei handelte es sich um einen Kuder (Peter) und eine weibliche Katze (Marie). Um festzustellen, ob eine zeitlich-räumliche Trennung der Streifgebiete dieser Tiere vorlag, wurden die Distanzen zwischen den Katzen bestimmt und Vergleichswerten gegenübergestellt, die angeben, welche Distanzen sich zufällig aus der Lage der Streifgebiete ergäben. In der überwiegenden Zeit zeigten sich keine Unterschiede zwischen den tatsächlichen Distanzen und den Vergleichswerten. In der Ranzzeit lagen die Abstände zwischen Gerti und Peter jedoch signifikant niedriger als der Vergleichswert, im Herbst dagegen, in dem die Paarung keine Rolle spielt und die Nahrungssuche im Vordergrund steht, waren die Distanzen größer. Während der Zeit der Jungtieraufzucht von April bis Mai, in der ein Wurf von Marie gefunden wurde, waren die Distanzen zwischen den beiden weiblichen Katzen signifikant höher als der Vergleichswert.

Im Jahr 2002 wurde die Autobahn A 60 fertiggestellt. Sie durchschneidet Gertis Streifgebiet. Die Katze suchte regelmäßig die Bereiche nördlich und südlich der Autobahn auf. In dem Jahr nach der Verkehrseröffnung im Dezember 2002 wechselte sie nur noch etwa halb so häufig die Seite wie vorher. Im zweiten Jahr nach der Eröffnung stieg die Querungshäufigkeit wieder auf das Niveau vor der Verkehrseröffnung an. Möglicherweise musste sie sich zunächst innerhalb ihres Streifgebietes neu orientieren und passte ihre Laufstrecken den neuen Gegebenheiten an.

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