NINA KLAR
"Windwurfflächen und Bachtäler: Habitatpräferenzen von Wildkatzen (Felis silvestris silvestris) in der Eifel"
Zusammenfassung der Diplomarbeit


Die Wildkatze (Felis silvestris silvestris) ist eine der seltensten Säugetierarten Mitteleuropas. In Deutschland leben nur noch etwa 1500-5000 Tiere. Über ihre Lebensweise ist immer noch relativ wenig bekannt. In den Jahren 2001 bis 2003 wurden für die "Wirkungsuntersuchung zum Bau eines wildkatzensicheren Wildschutzzaunes im Zuge des Neubaus der BAB A 60, Bitburg-Wittlich" in der Eifel (Rheinland-Pfalz) insgesamt 12 freilebende Wildkatzen (6 ♂:6 ♀) gefangen, besendert und jeweils ungefähr ein Jahr lang telemetrisch beobachtet. Es standen insgesamt 9524 Lokalisationen für die Auswertung zur Verfügung.

Die Streifgebiete nach der Minimum Convex Polygon Methode der Weibchen waren mit 353-1072 ha (Mittel: 671 ha) kleiner als die der Kuder mit 379-3331 ha (Mittel: 1386 ha). Es gab relativ große Überschneidungen der Streifgebiete zwischen den Geschlechtern und auch innerhalb der Geschlechter.
Aufbauend auf eine vorhandene Biotoptypenkartierung des Untersuchungsgebietes wurden die Habitatnutzung und die Habitatpräferenzen der Wildkatzen sowohl während der Aktivitätsphase als auch während der Ruhezeiten analysiert. 13 Habitatkategorien wurden gebildet und durch einen Vergleich von Angebot und Nutzung nach der Methode von JOHNSON (1980) in eine Reihenfolge abnehmender Präferenz gebracht.

Es konnte eine eindeutige Präferenz bei allen 12 Wildkatzen für Windwurfflächen/Verjüngungen gefunden werden, die im Untersuchungsgebiet seit dem Orkan Wiebke 1990 häufig vertreten sind. Diese Flächen bieten durch ihre dichte und reichhaltige Struktur sowohl Deckung für die Katzen als auch ein reichliches Nahrungsangebot in Form von kleinen Nagetieren. Auch Tagesverstecke fanden sich am häufigsten innerhalb von Windwurfflächen. Tendenziell wurden Windwurfflächen mit Naturverjüngungen häufiger genutzt als aufgeforstete Windwurfflächen. Ebenfalls stark präferiert wurden Mischwald Stangenholz, Mischwald Altholz und Feuchtwälder. Darauf folgten Nadelwald, Mischwald Baumholz und Trockenwälder. Von den Offenlandhabitaten bevorzugten die Wildkatzen extensiv genutzte und verbuschte Wiesen während Ackerland und intensiv genutzte Wiesen gemieden wurden. Siedlungsflächen wurden ebenfalls gemieden. Es wurden aber auch erhebliche individuelle Unterschiede zwischen den Wildkatzen festgestellt.
Die Nähe der Ortungen zu Gewässern wurde gesondert ausgewertet, dabei zeigte sich, dass die eng eingeschnittenen und schwer zugänglichen Bachtäler der Eifel einen beliebten Lebensraum besonders für die männlichen Wildkatzen darstellten. Des weiteren konnte gezeigt werden, dass Wald, mit einem Anteil von 66-98 % der Ortungen, der weitaus wichtigste Lebensraum für Felis s. silvestris ist und eine kritische Distanz von 100 m zum Waldrand selten überschritten wird. Dabei wurde erstmalig ein signifikanter Unterschied in der Waldgebundenheit zwischen den Geschlechtern festgestellt: Weibliche Katzen scheinen ein wesentlich ausgeprägteres Deckungsbedürfnis zu haben als Kuder. Sie hielten sich signifikant seltener außerhalb des Waldes auf und jagten höchstwahrscheinlich bevorzugt innerhalb des Waldes. Offenland wurde besonders von den Kudern im Sommer (ca. 37 % der Ortungen) zum Jagen benutzt. Bei seltenen Ausflügen entfernten sich Kuder bis auf 1,3 km vom geschlossenen Wald von über 10 ha Größe. Dabei waren aber z. B. Feldgehölze immer im Umkreis von max. 200 m vorhanden.
Als Tagesschlafplätze wurden dichte Strukturen wie Windwurfflächen, Fichtenverjüngungen, Hecken und Gebüsche bevorzugt. Als Wurfplatz wurde ein Wurzelteller, ein Haufen von zusammengeschobenen Wurzelstubben und eine Baumhöhle benutzt.

Insgesamt waren für alle Wildkatzen strukturreiche, unzugängliche Flächen wie Windwürfe, Verjüngungen und Hecken als Unterschlupf und auch zum Jagen wichtig. Im Offenland waren besonders waldrand- und gewässernahe extensiv bewirtschaftete Wiesen von Bedeutung. Die Wildkatzen scheinen also vom natur-nahen Waldbau und den Sturmereignissen zu profitieren

Zur Hauptseite von OEKO-LOG

Vielen Dank für Ihr Interesse

OEKO-LOG.COM

Joachimsthaler Strasse 9, D-16247 Parlow, e-mail: OEKO-LOG@t-online.de