Rehwilddichte und Naturverjüngung im Naturpark Obersauer


Ziel der Studie war es auszuarbeiten, wie sich der Verbiß des Rehwildes auf die Naturverjüngung in einem ausgewählten Bereich des Naturparkes Obersauer auswirkt.

Vegetationsaufnahmen
Im Rahmen der Finanzmittel, die für die Untersuchung zur Verfügung standen, wurde von Thomas Schneider an 40 ausgewählten Probeflächen der Gehölzjungwuchs in Form eines Transektes zur Beurteilung der Verbißbelastung an den forstlich relevanten Gehölzen aufgenommen. Zeit- und ortsgleich wurde das gesamte Äsungsspektrum im Rahmen einer vegetationskundlichen Verbißaufnahme erfaßt und hinsichtlich seiner Äsungsnutzung beurteilt.

Wild & Jagd
Um einen Einblick in die jagdlichen Verhältnisse zu erlangen, wurde außerdem von Florian Becker eine Befragung von Jägern aller im Untersuchungsgebiet liegender Reviere vorgenommen. Die Befragungen hatten zum Ziel, Kenntnisse über die im Gebiet vorkommenden Wildarten und über die jagdliche Praxis zu erlangen. Desweiteren sollte die Bestandsentwicklung und - dichte des Schalenwildes, insbesondere des Rehwildes aus Sicht der Jäger ermittelt werden. Auf Verbiß und Wildschadensproblematik wurde ebenfalls eingegangen.

Mäßige Verbißbelastung
Aus dem Vergleich der ermittelten Daten ergibt sich für die gesamte Krautschicht aller Äsungsflächen eine "mäßige" Verbißbelastung. Auch der Verbiß am Gehölzjungwuchs kann im Vergleich zu anderen Gebieten mit bekannt hoher Wildschadensproblematik im Mittel als gering bis mäßig eingestuft werden. Diese Befunde entsprechen im wesentlichen der Einschätzung der Jäger.

Kleinräumige Unterschiede
Räumlich betrachtet schwankt die Verbißbelastung im Gebiet ganz erheblich. Der Hauptgrund hierfür wird in der abwechslungsreichen Landschaftsstruktur des westlichen Ösling gesehen. Vor allem die Niederwälder werden vom Reh als bevorzugter Nahrungsraum genutzt. Ihr Krautreichtum und die vielfältig ausgebildeten Saumstrukturen erleichtern dem Wild die Nahrungssuche ganz erheblich. Besonders in Beständen mit hohem "Feldgehölzcharakter" konzentriert sich das Rehwild und damit auch der Verbiß, soweit sie ausreichend Deckung und Nahrung bieten.

Schlußfolgerungen
Unserer Auswertung zufolge, die gemeinsam von Thomas Schneider, Florian Becker und Mathias Herrmann durchgeführt wurde, scheint das Rehwild die zur Verfügung stehenden Nahrungsressourcen nicht gänzlich zu nutzen. Auch der Jungwuchs auf plenter- oder femelschlagartigen Verjüngungslöchern innerhalb der Hochwälder wird nur gering als Äsungsfläche beansprucht, so daß sich Haupt- und Nebenbaumarten der potentiell natürlichen Waldgesellschaft in ökologisch relevanten Zeiträumen durchsetzen können. Auch der Verbißdruck auf die Krautschicht und gegebenenfalls vorhandene Naturverjüngung (insbesondere Buche) unter 50-80-jährigen lichten Fichtenbeständen scheint nach ersten Sondierungen vergleichsweise gering. Der geringe Stichprobenumfang läßt jedoch nur eine sehr vage Aussage zu.

Offene Fragen
Klärungsbedarf besteht weiterhin hinsichtlich der Verbißbelastung auf kleinen oder größeren Verjüngungsflächen innerhalb dicht geschlossener Fichtenbestände. Hier erscheint uns eine spezifische Untersuchung erforderlich. Ein weiterer Punkt, der im Rahmen dieser Studie nicht mit der erforderlichen Detailliertheit bearbeitet werden konnte, betrifft die Frage der Bedeutung des Rehwildverbisses im Hinblick auf die angestrebte Überführung der Niederwälder in naturnahe Hochwälder mit potentiell natürlicher Vegetation. Auch hier kann bei der derzeitigen Datenlage nicht abgeschätzt werden, in welchem Maße die Einstände und die Nahrungsbasis des Rehwildes durch diese Umwandlung reduziert werden.

Studie erstellt im Auftrag der
Administration des Eaux & Forêts, Service de la Conservation de la Nature, Arrondissement Nord Wiltz, Luxemburg

In Zusammenarbeit mit
Büro Dr. Philippi, Ökologie und Landschaftplanung, Kaiserstr. 16 a, D-66121 Saarbrücken, Fax. 0681/898231

Vegetationskundlicher Teil: Th. Schneider unter Mithilfe von C. Schneider
Verbißaufnahmem: Th. Schneider unter Mithilfe von V. Sperling u. G. Lichtenberger
Beratung bei Wildverbißaufnahmen: A. Förster
Befragungen: F. Becker
Wildmanagement: F. Becker, M. Herrmann


Vielen Dank für Ihr Interesse

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