Wild und Vegetation im Reichswald Kleve

Im "Reichswald Kleve" am Niederrhein, Nordrhein-Westfalen, befindet sich ein etwa 4.070 ha umfassendes, eingezäuntes Rotwildgebiet, in dem in den Jahren 1995 und 1996 durch die wiederholte Aufnahme von rund 100 Vegetations-Untersuchungsflächen das vorhandene Äsungspotential und das Äsungsverhalten des Schalenwildes an fünf verschiedenen Jahreszeitpunkten erfaßt wurde.

Die gleichzeitige Ermittlung von Deckungsgrad und Verbißgrad der vorkommenden Pflanzenarten ermöglicht die Berechnung des prozentualen Vegetationsverbisses auf den einzelnen Untersuchungsflächen. Die so erhaltene Meßgröße für die Biomasseentnahme gibt Auskunft über die Verbißbelastung einzelner Gebiete und verschiedener Bestandestypen. Zur Auswertung der relativen Beliebtheit einzelner Pflanzenarten dient die Anwendung eines Punkteschemas. Damit bieten sich detaillierte Aufschlüsse über Nahrungswahl und räumlich-zeitliche Schwerpunkte der wiederkäuenden Wildarten.

Eine Auswertung der durchschnittlichen Deckungsgrade beliebter Äsungspflanzen erlaubt die Abschätzung vorhandener und potentieller Nahrungsressourcen innerhalb verschiedener Bestandestypen. Im Gebiet konnte für mittelalte, lichte Kiefernbestände eine hohe Äsungskapazität und Attraktivität für das vorhandene Rotwild festgestellt werden: Gegenüber ca. 80 ha Freiflächen weisen diese Bestände im Unterwuchs rd. 750 ha Grünäsungsflächen für das Wild auf und bieten darüber hinaus noch ausreichend Schutz und Deckung. Der gegenwärtig geringe forstwirtschaftliche Schaden im Zuge eines großflächigen Umbaues in Laubwaldbestände kann zukünftig erheblich zunehmen.

Zusätzlich durchgeführte Besuchererhebungen sowie die Auswertung von Wildbeobachtungsprotokollen weisen auf stark differenzierte Zusammenhänge zwischen Beunruhigung, Jagddruck und Vermeidungsstrategien des Wildes hin. Aufgrund der schlechten Sichtbarkeit des Wildes im Reichswald Kleve ist zur effektiven Bestandeskontrolle sowie zur Vermeidung zukünftiger Schäden eine integrierte Lenkung der forstlichen, jagdlichen und freizeitbedingten Einflüsse in Zukunft dringend notwendig.

English Summary

Game and vegetation of the Reichswald Kleve

In the Reichswald Kleve on the Lower Rhine, Northrhine/Westphalia there is a fenced red deer preserve of ca. 4700 ha in which during the years 1995 and 1996 repeated vegetation sampling of 100 investigation areas was conducted to determine the potential amount of browse and browsing behaviour of ruminant game species. Sampling was done at 5 different times during the year.

The simultaneous determination of the vegetative cover and the degree of browsing of the occurring plant species permits the calculation of the percent of browsing in the individual investigation areas. This calculated standard for the biomass removed provides information on the browsing capacity of individual areas and various forest stands. A point system serves to evaluate the relative preferences for individual plant species. In this way detailed information can be gained on food selection and on the spatial-temporal foci of the ruminant game animals

An evaluation of the average cover of preferred browse plants permits the estimation of available and potential food resources within various stand types. Within the preserve middle aged sparse pine stands provided a high browsing capacity and attractiveness for the red deer.

In contrast to 80 ha of free areas these stands encompass ca 750 ha of browsable undergrowth for the red deer, providing them also with protective cover. The present low damage to forest trees can increase considerably in future as a consequence of large scale conversion to deciduous forest stands. In order to prevent commercial damage due to game browsing, appropriate compensating measures should be planned.

Additionally conducted surveys on numbers of visitors as well as the evaluation of game observation reports show greatly differentiated relationships among disturbance of game, hunting pressure on, and avoidance stratagies of the game species. Due to the poor visibility of the game in the Reichswald Kleve an effective monitoring of the game population as well as the prevention of game damage is contingent on an integrated management of forestry, hunting, and recreational influences in the future.

Von A. Förster, Gießen

Den vollständigen Text finden Sie im Heft 44 (2), 66-78 der Zeitschrift für Jagdwissenschaft.


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