Urzeitlich anmutende Kammmolche leben in vielen Gewässern im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin

Wer hat nicht schon einmal beim abendlichen Spaziergang allerlei sonderbare Geräusche aus einem Teich oder einem der zahllosen Kleingewässer klingen hören? Im März und April vielleicht ein leises Blubbern, wie das einer leeren Flasche, die sich, unter Wasser gehalten, langsam füllt. Wer den Urheber sucht, wird Erstaunliches entdecken: Moorfrösche, anlässlich der Balz ganz blau gefärbt! Die Rufe der Rotbauchunke im Mai und Juni klingen dagegen wie dumpfe Hupen und vermitteln ein Gefühl von Melancholie; die der Laubfrösche wie das ständige, aufgeregte "rep rep rep" einer Nähmaschine.

Im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin lebt eine Vielzahl von Fröschen, Kröten, Unken und Molchen, und einige haben hier ihren Verbreitungsschwerpunkt, während sie in anderen Teilen Deutschlands selten oder sogar schon ausgestorben sind - deswegen lohnt es sich hier bei uns besonders, diesen Arten die entsprechende Aufmerksamkeit zu widmen. Die meisten sind gleichzeitig "Arten von gemeinschaftlichem Interesse" nach der Flora-Fauna-Habitat (FFH)- Richtlinie der EU und werden in sogenannten FFH-Gebieten besonders geschützt. Zu den besonders geschützten Arten zählen z.B. die Moor- und Laubfrösche, die Rotbauchunken und die Kammmolche.
Wie diese wunderbaren Geschöpfe langfristig zusammen mit den Landnutzern erhalten werden können, das ist Gegenstand der Untersuchungen, die momentan im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin durchgeführt werden. Mitarbeiter des Büros ÖKO-LOG Freilandforschung aus Parlow sammeln diese Informationen im Auftrag des Landesumweltamtes Brandenburg. Gemeinsam mit dem Planungsbüro entera und dem Institut für angewandte Gewässerökologie IaG bearbeiten sie die Natura 2000 - Planung sowie den Pflege- und Entwicklungsplan in Brandenburgs zweitgrößtem Großschutzgebiet. Finanziert werden die Arbeiten von der EU und vom Land.

Seit März ist ÖKO-LOG-Mitarbeiter Bernd Klenk mit seinem Team bereits an über 1000 Gewässern unterwegs gewesen, um in den Abend- und Nachtstunden die Zahl der rufenden Frösche und Unken zu schätzen. Hinzu kommen weitere Daten, die zeitgleich von der Naturwacht des Biosphärenreservats gesammelt werden. Besonders viele der gesuchten Amphibien wurden z.B. in den Acker- und Grünlandgebieten bei Altkünkendorf und Neugrimnitz gezählt, und im Gebiet Kronhorst - Groß Fredenwalde unkten an einem einzigen Gewässer mehr als 500 Rotbauchunken!
Jetzt, im Juli und August, konzentriert sich die Arbeit auf das Aufspüren der eher urzeitlich anmutenden Kammmolche. Kammmolche zählen zu den Schwanzlurchen, weil sie im Gegensatz zu den Froschlurchen ihren Schwanz zeitlebens behalten. Und weil die Molche weder blubbern, quaken oder sonst wie auf sich aufmerksam machen, ist es viel schwieriger festzustellen, ob sie nun an einem Gewässer vorkommen oder nicht. Um die stillen, nachtaktiven Tiere mit dem schwarz-orange gefleckten Bauch nachzuweisen, werden ihre Larven mit Reusen gefangen. Über Nacht lassen die Biologen dazu handliche Kleinfischreusen in die Gewässer. In die Reusen gelockt werden die Kammmolche von kleinen Knicklichtern, wie sie auch Angler gern verwenden. Die Bauart der Reusen verhindert, dass die Tiere wieder nach draußen finden. Das durch das Netz der Reusen strömende Wasser liefert den gefangenen Molchen genügend Sauerstoff und Nahrung, und ein Schwimmer garantiert, dass darin Luft für erwachsene Amphibien und andere Tiere bleibt. Am Morgen werden die Kammmolche von den Biologen in Empfang genommen, gezählt und vorsichtig wieder in die Freiheit entlassen.

Ende August werden die Freilandaufnahmen beendet sein. Nach einer weiteren Erfassungssaison im nächsten Jahr werden konkrete Managementpläne für jedes der 49 FFH-Gebiete im Biosphärenreservat erstellt.
Es gibt eine Reihe von wirksamen Maßnahmen, um den Zustand der Amphibienlebensräume, also der Gewässer wie auch des umgebenden Landlebensraums, zu verbessern. So profitieren Laubfrosch und Rotbauchunke, wenn während ihrer Wanderungen im Frühjahr und Spätsommer an Gewässerrändern nicht gepflügt wird. Auch das Aufstauen von entwässerten Kleingewässern kann sinnvoll sein, genau wie die Anlage extensiv genutzter Gewässerrandstreifen, wo viele Amphibien gerne den Sommer verbringen und Insekten und Spinnen jagen. Eine weitere Maßnahme ist das Zurückschneiden von Büschen und Bäumen an den Südufern der Gewässer.
Dank der umfangreichen Untersuchungen wird ÖKO-LOG am Ende wirksame und praxistaugliche Maßnahmen vorschlagen können, um die Lebensbedingungen für Kammmolch und Co. zu verbessern und deren Vorkommen im Biosphärenreservat Schorfheide- Chorin nachhaltig zu sichern.

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