Artenschutzprojekt Wildkatze in Rheinland Pfalz

Bedeutenstes Vorkommen in Mitteleuropa

Wildkatze mit GPS-SenderOEKO-LOG hat im Rahmen des Artenschutzprojektes "Wildkatze in Rheinland-Pfalz" die Verbreitung und Gefährdung der Wildkatze (Felis silvestris) in ganz Rheinland-Pfalz erfaßt und Maßnahmen zum Schutz dieser Art erarbeitet. Von 1994 bis 1999 wurden Hinweise auf Wildkatzenvorkommen durch Jutta Knapp, Mathias Herrmann und Manfred Trinzen im Rahmen persönlicher Befragungen fast aller Revierförster in Rheinland-Pfalz, sowie vieler Jäger und Naturschützer zusammengetragen. 2020 als zuverlässig eingestufte Beobachtungen und 83 Totfunde wurden dokumentiert. Auf der Basis dieser Daten erfolgt eine Abgrenzung von "Kernräumen" mit Reproduktion und regelmäßigen Nachweisen von Wildkatzen, "Besiedelten Räumen" mit sicheren Nachweisen und "Randzonen", in denen Wildkatzen nur sporadisch nachgewiesen wurden oder die potentiell wichtige Ausbreitungsräume darstellen.

Äußerst selten
Rheinland-Pfalz beherbergt die bedeutendste deutschen Wildkatzenpopulation. Diese ist wesentlicher Bestandteil des mitteleuropäischen Verbreitungsgebietes, das Südwestdeutschland, Nordostfrankreich, Luxemburg und Südostbelgien umfasst. Die weltweite Gefährdung der Wildkatze bedingt für das Land Rheinland-Pfalz eine besondere Verantwortung bei der Entwicklung und Durchführung von Schutzkonzepten zur Erhaltung der Art. Problematisch ist, daß es bisher weder ausreichendes Wissen über Gefährdungsursachen (z.B. zur Störungsbiologie von Wildkatzen) noch nennenswerte Bemühungen zur praktischen Umsetzung von Schutzkonzepten gibt.

Bestand
OEKO-LOG schätzt den Bestand der Wildkatze zwischen 980 und 2875 Tiere. Davon im Pfälzerwald auf 2861 km² 220-590 Tiere, in der Eifel auf 4443 km² 407-1082 Tiere, im Hunsrück auf 3783 km² 394-1036 Tiere und im rheinland-pfälzischen Teil des Taunus östlich des Rheins auf 868 km² 59-164 Tiere.

Gefährdungsursachen
Die Wildkatzenpopulationen in Rheinland-Pfalz sind insbesondere durch Zerschneidung der Lebensräume durch Verkehrswege (Verinselung, Verkehrstod) und zunehmende Erschließung und Beunruhigung bzw. Nutzung der Wald- und Waldrandflächen gefährdet. Sehr wichtig zum Schutz des Wildkatzenbestandes sind der Erhalt der letzten unzerschnittenen Lebensräume und der Schutz der Wald- und Waldrandflächen vor Beunruhigung und Bebauung. Eine aktuelle Gefährdung durch Bastardierung mit Hauskatzen erscheint wenig wahrscheinlich.

Schutzmaßnahmen vorgeschlagen
Auf der Basis des derzeitigen Wissensstandes werden von OEKO-LOG 106 Maßnahmen und Ziele zum Schutz der Wildkatze und ihrer Lebensräume vorgeschlagen. Die Wildkatze wird in diesem Zusammenhang als Leitart einer ganzen Lebensgemeinschaft gesehen. Folgende Ziele müssen vordringlich umgesetzt werden:

  • Keine weitere Zerschneidung der Lebensräume durch Verkehrswege und Entwicklung eines Wildtierkorridorsystems
  • Verbesserter Schutz der Wald- und Waldrandflächen vor Bebauung und Nutzung
  • Schaffung von Ruhezonen durch Besucherlenkung, Waldwegerückbau und Einrichtung von Jagdruhezonen
  • Reduktion der jagdlichen Mortalität durch Verbote oder freiwilligen Verzicht auf Fallenfang und Abschuss getigerter Katzen (bereits teilweise umgesetzt)
  • Schutz von Altholzbeständen
  • Erhalt traditioneller Nutzungsformen wie Niederwaldwirtschaft und kleinbäuerliche Landwirtschaft
  • Erhalt zusammenhängender Wildkatzenlebensräume durch die Einbeziehung in die Landschaftsrahmenplanung und Flächennutzungspläne.

Hier finden sie den kompletten Bericht als pdf-Datei.


Vielen Dank für Ihr Interesse

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