Wildkatzenförderräume - ein pragmatischer Weg zum Wildkatzenschutz im Wald?

Die Wildkatze (Felis silvestris silvestris), eine der seltensten Säugetierarten Mitteleuropas
Das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz beauftragte 1994 das Büro ÖKO-LOG Freilandforschung (Dr. Mathias Herrmann) mit einer landesweiten Erfassung der Wildkatzenvorkommen. Das erste Ergebnis war schon eine überraschende Erkenntnis. Die Art ist nicht so häufig, wie man aufgrund der Verbreitung in Rheinland-Pfalz angenommen hatte. Das Vorkommen in Rheinland-Pfalz gehört zusammen mit denen in Nordostfrankreich, Ostbelgien und Luxemburg zu der letzten größeren mitteleuropäischen Wildkatzenpopulation. Es ist neben dem Harz das einzige Vorkommen in Europa mit sehr hoher genetischer Reinheit. Hieraus ergibt sich eine besondere Verantwortung von Rheinland-Pfalz für den Erhalt der Art.

Eifel, Hunsrück und Pfälzerwald sind besiedelt
Drei Verbreitungsschwerpunkte konnten in Rheinland-Pfalz festgestellt werden. Im Pfälzerwald, Bienwald, Soonwald, Hunsrück und Eifel leben auf 6647 km² zwischen 1020 und 2690 Tiere. Ein weiteres kleineres Wildkatzenvorkommen ist rechtsrheinisch entlang der Lahn und steht mit dem Wildkatzenvorkommen im Taunus in Verbindung. Hier leben 60 bis 160 Tiere.

"Kernräume" sind völlig anders zu bewerten als "Randzonen"
Innerhalb des Areals der Wildkatze wurden Kernräume, besiedelte Bereiche und Randzonen unterschieden. In den "Kernräumen" geht man von stabilen Wildkatzenpopulationen aus, die noch so vital sind, dass auch immer wieder Tiere abwandern können. In besiedelten Bereichen werden sie regelmäßig nachgewiesen. in Randzonen tauchen sie sporadisch auf. Große Kernräume im Norden des Landes gibt es in der Ahreifel, im Moselhunsrück, Idarwald, Soonwald und dem Truppenübungsplatz Baumholder sowie in der Kyllburger Waldeifel, Schneifel, Hocheifel, Kalkeifel und im Hunsrück. Östlich des Rheins gibt es nur noch zwei kleinere Kernräume im Bereich von Lahn und Hintertaunus. Südlich der Autobahn A6 liegen Kernräume im Inneren Pfälzerwald, im Wasgau und im Bienwald. Die Vernetzung der derzeit isolierten Vorkommen in Hunsrück/Eifel und im Pfälzerwald ist von großer Wichtigkeit.

Wildkatzenschutz stellt komplexe Anforderungen
Ein effektiver Schutz der in Rheinland-Pfalz lebenden Wildkatzenpopulationen ist aufgrund der geringen Dichte und der großen Raumansprüche nur in großen Räumen möglich. Das Streifgebiet einer einzelnen Wildkatze in Rheinland-Pfalz kann bis 4000 ha groß sein. Großschutzgebiete wie das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen und die Naturparke sind mit ihrer Ausdehnung geeignet, die Aktionsräume mehrerer Wildkatzen abzudecken. Am wichtigsten für die Wildkatze ist aber, dass die Art und Weise der Landnutzung in einer solchen Form erfolgt, dass die Bedingungen für die Wildkatze verbessert werden und die Beeinträchtigung der Lebensräume reduziert wird. Verkehrsmortalität und Lebensraumzerschneidung sind die wichtigsten Gefährdungsfaktoren. Auch in der regulären forstlichen Bewirtschaftung kann durch Berücksichtigung der Anforderungen des Wildkatzenschutzes einiges verbessert werden.

Methodisches Vorgehen
Wildkatzen leben bei uns nahezu ausschließlich in Wäldern. Deshalb ist es von höchster Bedeutung sie in ihrem wichtigsten Lebensraum zu schützen. Die Entwicklung und Erprobung von Schutzmaßnahmen in sogenannten Wildkatzenförderräumen in den Jahren 2002 und 2003 diente diesem Ziel. Diese Wildkatzenförderräume wurden in vier Forstämtern (Hillesheim, Kandel, Katzenelnbogen und Landstuhl) eingerichtet. Gemeinsam mit den Revierförstern wurden ausgewählte Maßnahmen zum Schutz der Wildkatze vorbereitet und durchgeführt. Dabei wurde ein partizipativer Projektansatz verfolgt. Es wurden elf Maßnahmenblätter entwickelt in denen die wichtigsten Schutzziele und Maßnahmen vorgestellt wurden. Durch Exkursionen und Veröffentlichungen wurden die exemplarischen Ansätze einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Primäres Ziel war die Entwicklung praxistauglicher Konzepte für den Wildkatzenschutz im regulären Forstbetrieb. Im folgenden werden drei von elf Handlungsblättern vorgestellt.

Den vollständigen Bericht finden Sie hier als pdf-Datei.


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