Wildtierkorridore in Rheinland-Pfalz

Beitrag der AG "Wildtierkorridore" für das Landschaftsprogramm Rheinland-Pfalz

Auf Initiative des Ministeriums für Umwelt und Forsten wurde im Januar 2004 in einer Tagung "Wildtierkorridore" unter Federführung des LUWG der erste Grundstein für ein landesweites Netz verknüpfter Lebensräume großer Tierarten gelegt. Dieses Konzept "Wildtierkorridore" konkretisiert die Biotopverbundplanungen in Rheinland-Pfalz hinsichtlich eines wichtigen Bausteins.
Dem Vorhaben kommt vor dem Hintergrund der unter Art. 3 neu ins Bundesnaturschutzgesetz aufgenommenen Regelung zum Biotopverbund eine besondere Bedeutung zu, denn: "Der Biotopverbund dient der nachhaltigen Sicherung von heimischen Tier- und Pflanzenarten [...] sowie der Bewahrung, Wiederherstellung und Entwicklung funktionsfähiger, ökologischer Wechselbeziehungen."
Auch ist es geeignet, die in der Habitat -Richtlinie geforderte Kohärenz für Arten des Anhangs II oder IV (z. B. Luchs, Wildkatze) sicherzustellen. [In Art. 10 wird gefordert: "Die Mitgliedsstaaten werden sich dort, wo sie dies ... zur Verbesserung der ökologischen Kohärenz von Natura 2000 für erforderlich halten, bemühen, die Pflege von Landschaftselementen, die von ausschlaggebender Bedeutung für wildlebende Tiere und Pflanzen sind, zu fördern. Hierbei handelt es sich um Landschaftselemente, die aufgrund ihrer linearen, fortlaufenden Struktur oder ihrer Vernetzungsfunktion für die Wanderung, die geografische Verbreitung und den genetischen Austausch wildlebender Arten wesentlich sind."] Ziel des Konzeptes "Wildtierkorridore" ist es, Hauptverbindungsachsen zu identifizieren, die größeren bodengebundenen Tieren erlauben, zwischen mehr oder weniger isolierten Teilpopulationen, die in den Kernlebensräumen leben, zu wechseln.
Die Kernlebensräume der waldgebundenen Arten und der Arten des Halboffenlandes wurden anhand der Landschaftsräume, sowie der Verbreitung von Leitarten mit großen Raumansprüchen wie Wildkatze, Luchs, Rothirsch und Wildschwein identifiziert. Kernlebensräume offenlandgebundener Organismen orientieren sich am Vorkommen des Feldhamsters. Innerhalb dieser Kernräume wirken sich zusätzliche lineare oder großflächige Erschließungsprojekte besonders dramatisch aus.
Die Korridore können helfen, Bereiche zu identifizieren, in denen bei Eingriffen in Natur und Landschaft besondere Rücksicht auf den Erhalt der ökologischen Durchlässigkeit genommen werden muss. Außerdem geben sie Hinweise, wo bereits heute Brennpunkte der Zerschneidung gegeben sind und vordringlich Maßnahmen zu Wiederverknüpfung von Lebensräumen ergriffen werden müssen. Im Arbeitskreis "Wildtierkorridore RLP" arbeiten die von der Problematik betroffenen Fachorganisationen und -institutionen gemeinsam an einer Problemlösung (u.a. Naturschutz, Straßenbau, Forst, Wasserwirtschaft, Raumplanung, Bahn, Jagd, Wissenschaft). Die Ergebnisse bilden die Grundlage für eine umfassende Aufarbeitung der Problematik. Da dringender Handlungsbedarf besteht, wurden die bereits vorliegenden Erkenntnisse in einer Karte der bisher bekannten Vernetzungskorridore zusammengefaßt. Grundlage bildete eine Ausarbeitung auf Bundesebene (RECK, HÄNEL, BÖTTCHER & WINTER 2004), die Anknüpfungsstellen zum Ausland (BfN 2004) und eigene qualitative Beurteilungen der Situation in Rheinland-Pfalz.
Die Aussagen stützen sich auf eine GIS gestützte Modellierung verschiedener Anspruchsprofile mit Hilfe der "Cost Path Methode". Ergänzend wurde Expertenwissen zu ausgewählten Leitarten (z.B. Luchs, Wildkatze, Rothirsch, Feldhamster) und einzelnen Landschaftsräumen herangezogen. Planerisch sind die Korridore und Kernlebensräume von Siedlungsverdichtungen freizuhalten und bei bestehenden Siedlungsbändern ist darauf zu achten, dass bestehende Bebauungslücken gesichert und ggf. erweitert werden. Zusätzliche Verkehrswege und Infrastrukturadern in den Kernräumen und quer zu den Korridoren können Populationen von Arten mit großen Raumansprüchen gefährden, da kein Austausch mehr mit benachbarten Teilpopulationen stattfinden kann. Bei Verkehrswegen ist deshalb innerhalb der Kernräume und der Korridore besonderes Augenmerk darauf zu legen, dass eine Durchlässigkeit durch eine ausreichende Anzahl Grünbrücken oder Talbrücken gesichert bzw. wieder hergestellt wird.

Quellen: BfN (2004): International linkages of ecological corridors in Germany, Workshop in Vilm . RECK, H; K. HÄNEL; M. BÖTTCHER & A. WINTER (2004): Lebensraumkorridore für Mensch und Natur. Abschlußbericht zur Erstellung eines bundesweit kohärenten Grobkonzeptes; Bonn. KNAPP, J.; M. HERRMANN; M. TRINZEN (1999): Artenschutzprojekt Wildkatze in Rheinland-Pfalz; Oppenheim. HOHMANN, U.: Gutachterliche Stellungnahme zur Barrierewirkung von Straßen für Rotwild (Cervus elaphus) dargestellt am Beispiel Pfälzerwald/Nordvogesen; Trippstadt.

Hier finden sie die Karte von Rheinland-Pfalz mit den Wildtierkorridoren (1,1MB) und hier den gesamten Abschlußbericht des Arbeitskreises (11,1MB).

Dr. Mathias Herrmann Günther Hahn Kurt Vogel Heiko Müller-Stieß Helmut Schneider Dr. Jürgen Ott Dr. Heinz Schlapkohl Thomas Boschen Ludwig Simon Herbert Gouverneur Frank Voigtländer Bernd Schneider Friedrich Wulf Dr. Ulf Hohmann

Arbeitsgruppe Wildtierkorridore des LUWG (von links nach rechts):
Dr. Mathias Herrmann (ÖKO-LOG Freilandforschung), Kurt Vogl (Deutsche Bahn AG), Günther Hahn (GfL Planungs- und Ingenieurgesellschaft GmbH), Heiko Müller-Stieß (ÖKO-LOG Freilandforschung), Helmut Schneider (LBM), Dr. Jürgen Ott (L.U.P.O. GmbH), Dr. Heinz Schlapkohl (BUND), Thomas Boschen (Ökologischer Jagdverband Rheinland-Pfalz), Ludwig Simon (Federführung - LUWG), Dr. Rüdiger Burkhardt (LUWG - ohne Bild), Herbert Gouverneur (Planungsgemeinschaft Westpfalz), Frank Voigtländer (Landesjagdverband Rheinland-Pfalz), Bernd Schneider (LUWG), Friedrich Wulf (NABU), Werner Zachay (Faunistisch Ökologische Arbeitsgemeinschaft Trier - ohne Bild), Dr. Ulf Hohmann (FAWF Wildökologie).

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