Die Wildkatze im Bienwald

In den Jahren2006/07 wurden im Bienwald durch ÖKO-LOG Freilandforschung Untersuchungen zum Vorkommen, zur Ökologie und zum Schutzbedarf der Wildkatze (Felis silvestris silvestris) durchgeführt.
Die Arbeiten wurden im Rahmen der Erstellung des Pflege- und Entwicklungsplanes für das Naturschutzgroßprojekt Bienwald im Auftrag des Projektträgers Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße durchgeführt und durch das Bundesamt für Naturschutrz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und dem Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz - Rheinland-Pfalz gefördert. Ergänzende Untersuchungen fanden im Rahmen des Projektes "Grenzüberschreitende Begegnungen mit der Wildkatze" statt.
Ziel war es Antworten im Rahmen folgender übergeordneter Themen zu liefern:

  • Großräumige Vernetzung wertvoller Lebensräume und Schaffung eines Biotopverbundes zwischen dem Pfälzerwald und den Rheinauen
  • Ausrichtung der forstlichen Nutzung
  • Ausweisung einer 1.680 Hektar großen Naturwaldfläche


  • Angewandte Methoden waren die Suche nach Spuren im Schnee, die Erfassung von Totfunden und Beobachtungen; der Fang und die anschließende telemetrische Beobachtung von 10 Wildkatzen sowie die Kartierung wichtiger Lebensraumparameter.

    Die Wildkatze galt im Bienwald, wie in fast allen anderen Wäldern Deutschlands, in der Zeit nach den beiden Weltkriegen als ausgestorben. Die ersten dokumentierten Wildkatzennach-weise im Bienwald aus jüngerer Zeit datieren aus dem Jahr 1977. Seit den 80er Jahren erfolgten regelmäßig Beobachtungen. Die Vorkommen konzentrieren sich auf den zentralen Bienwald. In der geplanten Naturwaldfläche ist die Beobachtungsdichte am höchsten. Der Fangerfolg im zentralen Bienwald war mit 7 Fängen in 140 Fallennächten hoch. Drei Wildkatzen wurden im Offenland zwischen Pfälzerwald und Bienwald gefangen.

    Die Streifgebiete der im Wald beobachteten Wildkatzen lagen mit 500 bis 1500 ha bei den weiblichen Katzen und bis über 2000 ha bei den männlichen Katzen in einer Größenordnung, wie sie aus anderen Untersuchungen bekannt ist. Die drei Weibchen, die teilweise bzw. überwiegend Offenland nutzten, hatten mit 1500 ha bis 3000 ha deutlich größere Streif-gebiete. Streifgebiete von Katzen und Kudern überlagerten sich vollständig. Zwischen gleichgeschlechtlichen Tieren zeigten sich jeweils nur partielle Überschneidungen.

    Entwicklung von Kernlebensräumen für die Wildkatze
    Eine Auswertung der Habitatnutzung zeigt eine Präferenz für Laub- und Mischwälder sowie für Ruderal- und Krautfluren wie sie auf den Windwurfflächen im Wald und lokal im Offenland zu finden sind. Sehr deutlich war eine Bevorzugung basenreicher Standorte im Wald. Naturnahe Wälder wurden gegenüber naturferneren Waldbeständen bevorzugt. Eine klare Präferenz der Wildkatzen konnte auch für sehr frische bis feuchte Standorte festgestellt werden, also die Flächen die im Frühjahr im Bienwald temporär und partiell überstaut sein können. Darüber hinaus hielten sich Wildkatzen bevorzugt in der Nähe (bis 150 m) von Fließgewässern auf, insbesondere im Frühjahr. Wurfhöhlen in abgestorbenen Bäumen wurden nachgewiesen. Solche Wurfhöhlen (mind. 40 cm Durchmesser) erlauben Wildkatzen eine sichere Aufzucht der Jungtiere. Höhlenbäume dieser Größe stehen durch Windwürfe und Kalamitäten im Bienwald derzeit vermehrt zur Verfügung, sind aber durch Holznutzung gefährdet und sind eigentlich im Wirtschaftswald sehr selten. Die zentralen Flächen des Bienwaldes, die im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes als Naturwald ausgewiesen werden sollen, sind auch für die Wildkatze die bedeutsamsten Waldbereiche.

    Korridore zwischen Pfälzerwald und Bienwald
    Es wurden auch 4 Tiere beobachtet, die im Offenland zwischen Bienwald und Pfälzerwald ihr Streifgebiet hatten. Das Verhalten dieser Tiere legt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um abgedrängte, nicht erwachsene Wildkatzen handelt, die im Reproduktionsgeschehen der Art noch keine Rolle spielen. Aufgrund der Beobachtungen der Tiere im Offenland konnte der Beweis erbracht werden, dass ein genetischer Austausch zwischen den Populationen zwischen Bienwald und Pfälzerwald derzeit noch möglich ist. Es konnten zwei Korridore durch die Otterbachniederung ermittelt werden, die von den Tieren tatsächlich genutzt wer-den. Im Korridor der Otterbachniederung bildeten kleine Gehölze und Staudenfluren die wichtigsten Trittsteinbiotope. Insbesondere Gehölze ab 1 ha Größe erwiesen sich als wichtig. Die Abstände zwischen den als Trittsteine fungierenden Gehölzen von 0,5 bis über 2,5 ha Größe lagen im Korridor zwischen 500 m und 1000 m (max. 1300 m). Die Tiere näherten sich im Offenland nicht näher als 220 m bis 450 m der Bebauung. Daraus leiten wir ab, dass Bebauungslücken, durch die ein Korridor für Wildkatzen führen soll, mindestens eine Breite von 1000 m haben müssen. Weitere Korridore verlaufen zwischen Neuburg und Maximilian-sau zum Rhein. Um die nördlichen Rheinauen über die Achse Jockrim-.Neupotz-Leimersheim anzubinden wären Maßnahmen erforderlich, die den Wildkatzen erlauben diese Achse ungefährdet entlang zu wandern.

    Ein von KLAR et al. (2010) entwickeltes Habitatmodell wurde auf den Bienwald angewendet. Mit diesem Modell ließen sich mit hoher Vorhersagekraft die von Wildkatzen besiedelten bzw. bevorzugten Räume vorhersagen. Die Wildkatzen des Offenlandes wichen von diesem Muster ab. Wir meinen dass es typisch für nicht adulte, abgedrängte Wildkatzen ist, dass sie in schlechteren Habitaten leben als dominante Alttiere. Das Modell erwies sich als die am besten geeignete Methodik zur Vorhersage geeigneter Lebensräume.


    Das gesamte Gutachten gibt es hier demnächst als pdf zum download
    Weitere Informationen über das Naturschutzgroßprojekt Bienwald, finden Sie auf www.Bienwald.de


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